KI in Aktion bei der FMH

Erfolgreiche Terifstrucktur-Umstellung von TARMED zu TARDOC

28.08.2024
100-150 Teilnehmende
ca 20 Min.

Am 28. August 2024 habe ich gemeinsam mit Frau Stephanie Wyler-Marti von der FMH eine Präsentation als Diskussionsrunde mit dem Titel „KI in Aktion bei der FMH: KI als Schlüssel für die erfolgreiche Tarifstruktur-Umstellung von Tarmed zu Tardoc“ gehalten. Die FMH, also die Foederatio Medicorum Helveticorum, ist der Dachverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte und vereint mehr als 70 Ärzteorganisationen mit über 45’000 Einzelmitgliedern. In dieser Funktion übernimmt sie zentrale Aufgaben wie Tarifentwicklung, Qualitätssicherung sowie die ärztliche Weiter- und Fortbildung. Die Umstellung von Tarmed auf Tardoc bedeutet für sämtliche ambulanten Leistungen eine neue Nomenklatur, neue Regeln und die Einführung zusätzlicher Kapitel und Tarife. Für Arztpraxen und die FMH entsteht dadurch ein enormer Informations- und Schulungsbedarf. Die gemeinsame Diskussion zielte darauf ab, zu beleuchten, wie moderne KI-Technologien in diesem Kontext helfen können, den neuen Herausforderungen effizient zu begegnen.

Der Sprung von TARMED zu TARDOC

Der Wechsel von Tarmed zu Tardoc stellt einen grossen Schritt für das gesamte Schweizer Gesundheitswesen dar. Zahlreiche neue Leistungen, gesplittete Abrechnungen und eine komplexere Struktur erhöhen den Aufwand für alle Beteiligten. Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber müssen ihre Abrechnungssysteme anpassen, Mitarbeitende schulen und sicherstellen, dass alle neuen Vorgaben korrekt umgesetzt werden. Gleichzeitig steht auch die FMH vor der Aufgabe, kompetent über den Tarifwechsel zu informieren, individuelle Fragen zu beantworten und Tariflücken schnell zu identifizieren. Die Umstellung betrifft schliesslich jeden ambulant tätigen Arzt und jede ambulant tätige Ärztin in der Schweiz, weshalb die Menge an Anfragen entsprechend hoch ist.

Warum KI?

In meiner Präsentation erläuterte ich die Gründe, weshalb die FMH beim Tarifwechsel intensiv über den Einsatz von KI nachdenkt. Zum einen gibt es moderne Möglichkeiten wie Chat-Bots oder GPT-Lösungen, die sich ideal dafür eignen, häufig wiederkehrende Fragen zu beantworten. Zum anderen bietet eine KI-gestützte Lösung die Chance, das gesammelte Tarifwissen der FMH so aufzubereiten, dass viele Anliegen automatisiert und dennoch qualitativ hochwertig beantwortet werden können. Ein solcher Ansatz steigert nicht nur die Dienstleistungsqualität, sondern entlastet auch die Mitarbeitenden, die sich dadurch komplexeren Anfragen und individuellen Beratungen widmen können. Nicht zuletzt hat die FMH bereits 2018 mit einem hohen Anfragenaufkommen Erfahrungen gesammelt, was sie motivierte, neue Technologien zu nutzen, um die Mitgliederzufriedenheit zu erhöhen.

Technische und organisatorische Herausforderungen

Die Präsentation widmete sich ausführlich der Frage, wie eine KI-Lösung aussehen kann, die nur auf interne Informationen zugreift und dabei keine falschen Antworten „erfindet“. Genau hier liegt eine zentrale Herausforderung: Die KI muss aus einer verlässlichen Datenbank gespeist werden und darf lediglich Inhalte wiedergeben, die zuvor validiert wurden. Dafür bietet sich ein Agenten-Konzept an, in dem spezielle „Agenten“ je nach Fragestellung unterschiedliche Datenquellen nutzen. Beispielsweise könnte ein „Handbuch-Agent“ allgemeine Informationen aus dem FMH-Handbuch liefern, während ein „Regel-Agent“ Zugriff auf positionsspezifische Abrechnungsregeln hat. Ergänzend müsste es technische Sperren geben, die verhindern, dass die KI ungesicherte Informationen aus externen Quellen heranzieht. Um nachvollziehen zu können, wie eine Antwort zustande kommt und ob Wissenslücken bestehen, ist ein Agenten-Logbuch sinnvoll, das sämtliche Fragen und Antworten protokolliert. So lassen sich auch potenzielle Fehlerquellen schnell lokalisieren, und die Datenbasis kann stetig verbessert werden.

Erfahrungen und Ausblick

Zum Ende der Präsentation stellte ich dar, welche Auswirkungen der KI-Einsatz auf die Arbeitsweise der FMH haben könnte. Die Entlastung durch automatisierte Antworten würde Freiräume für anspruchsvolle und persönlichere Beratungen schaffen. Zugleich könnte die FMH aus den Anfragen wertvolle Erkenntnisse gewinnen, um tariffreie Bereiche zu identifizieren und gegebenenfalls schneller zu schliessen. Darüber hinaus lässt sich die KI-Technologie perspektivisch in weitere Bereiche der FMH integrieren, von der Fort- und Weiterbildung bis hin zur Qualitätssicherung. Der Tarifwechsel hat gezeigt, dass die Gesundheitsbranche vor immer komplexeren Aufgaben steht, die mit klassischen Methoden nur schwer zu bewältigen sind. KI bietet hier einen modernen Ansatz, um Prozesse effizienter zu gestalten und den hohen Erwartungen der Mitglieder gerecht zu werden. Für die Zukunft bleibt das Potenzial gross: Eine laufende Optimierung und ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten können dazu beitragen, den Tarifwechsel langfristig erfolgreich zu begleiten und gleichzeitig den Weg für weitere digitale Innovationen zu ebnen.